Kreuzweg in der St. Barbara Kirche Rothemann
11. Station: | Der Fall „Kreuzigung“ (weiterlesen...)
Die Hinrichtung nimmt ihren Lauf. Jesus wird ans Kreuz genagelt, das Kreuz wird aufgerichtet, die Katastrophe ist nicht mehr abwendbar.
Er … ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus. (Joh. 19,17-18).
Jetzt ist er für die Vorübergehenden nur noch einer von drei. Der Grund für die Hinrichtung wird auf einer Tafel am Kreuz mitgeteilt.
Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz befestigen;
die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden.
Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag.
Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst.
Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus:
Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.
Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. (Joh. 19,19-22)
Er ist nicht mehr Person, sondern Fall: Der Fall „Hochverrat“ oder „Gotteslästerung“ und Streitobjekt zwischen den Hohenpriestern und dem obersten römischen Beamten – Objekt, nicht mehr Subjekt, ja noch Objekt des Spotts:
Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. (Lk. 23,35)
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet.
Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
Wälze die Last auf den HERRN! Er soll ihn befreien, er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat! (Ps. 22,7-9)
Wo Personen zu Sachen, Menschen zu Zahlen werden:
• entsteht Distanz zum Leid und zum Schicksal des Einzelnen,
• werden aus Menschen statistische Fälle,
• geht das Leben zugrunde.
Wir beten um den Geist der Frömmigkeit, der uns die Person und sein Schicksal in jeder Situation erkennen lässt.
Wir beten für die Opfer von Flucht, Gewalt und Massenmord, die namenlos gemacht werden, dass die Erinnerung an sie nicht verblasst und sie Frieden finden bei Gott.
Wir beten für uns, dass die Liebe zu den Menschen in uns wachse und nicht durch Leid abstumpfe.
12. Station: | Jesus stirbt (weiterlesen...)
Der alte Bund endet am Kreuz „damit sich die Schrift erfüllte.“
Mich dürstet. Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.
Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.
(Joh. 19,29-30)
Der alte Bund endet mit der Erkenntnis der römischen Soldaten:
„Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn.“ (Lk. 27,54)
Die Fremden erkennen den wahren Sachverhalt, die Pharisäer bleiben blind dafür wie bei er Heilung des Blinden, der ihnen bei seiner Befragung antwortete:
Wer Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.
Wenn dieser nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.
Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren? (Joh. 9, 31-34)
Der neue Bund beginnt am Kreuz:
Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (Joh.19, 26-27)
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. (Joh. 15,12)
Das Kreuz soll mir Zeichen des Heiles sein:
• Medizin kann oft Kranke vor dem unmittelbaren Todbewahren, aber kann sie auch Lebensentwürfe retten?
• Ist Glauben nur etwas für die, denen das Wissen fehlt?
• Was ist Wahrheit? – nur das Problem eines hohen römischen Beamten?
Wir bitten den Heiligen Geist, dass er uns Glauben und Hoffnung und Liebe schenke.
Jesus betet für uns:
„Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17,15-17)
13. Station: | Ohne Worte (weiterlesen...)
Maria hat den ganzen Weg Jesu begleitet, von Jerusalem heraus auf den Hügel Golgotha, aber auch von der Verkündigung an sie bis jetzt, als sein Leichnam in ihrem Schoß liegt – ein Bild unermesslichen Schmerzes, mit Worten nicht zu beschreiben.
Die Weissagung des Simeon hat sich erfüllt:
Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. (Lk. 2,34-35)
Und von Maria schrieb der Evangelist Lukas schon in der Geburtserzählung:
Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen (Lk. 2,19)
Jetzt stürzen sie alle wieder auf Maria ein – ungeordnet, gleichzeitig, verbunden mit allen Emotionen fließen sie im Schmerz um den toten Sohn zusammen. Wie soll jetzt die Anrede Gabriels bei der Verkündigung ein Trost sein?
Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. (Lk. 1,30)
Maria hatte geantwortet:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. (Lk. 1,38)
So wurde sie zur Vorbereiterin des Heils, das ohne sie nicht geschehen konnte. Sie konnte es nicht erfassen, stellte sich aber in den Dienst. Jetzt betrauert sie den Tod, ohne den es keine Auferstehung gibt.
Wenn mich Schmerz und Trauer überfallen,
• scheint die Welt unterzugehen und dreht sich doch weiter,
• scheint alles unter den Händen zu zerfließen, fehlt jede Ordnung,
• ist es eine Qual, den äußeren Schein zu wahren, sich unter Gepflogenheiten zu beugen.
Wir beten um den Geist der Stärke, der uns aushalten lässt, was wir nicht verstehen.
Wir beten für diejenigen, die um ihnen liebe Menschen trauern, dass sie Halt und Hilfe finden, damit aus ihrem Schmerz liebevolle Erinnerung werden kann, die sie weiter hält und trägt.
Wir beten für uns, dass uns Krisen, Sorgen und Tod lieber Menschen nicht aus der Bahn werfen, sondern für uns Erfahrungen werden, die uns leiten, das Leben mit Achtsamkeit neu zu ordnen.
14. Station: | Abgeschlossen? (weiterlesen...)
Das Pessachfest der Juden steht bevor. Deshalb sorgen Josef aus Arimathäa, der reiche Jude Nikodemus und die Frauen, die Jesus bis zur Kreuzigung begleitet hatten, für das, was nötig ist und den jüdischen Begräbnissitten entspricht.
Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur im Verborgenen. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei. (Joh. 19,38-42)
Ruhe kehrt ein, die aufgewühlten Emotionen ebben ab. Das Grab wird mit einem Stein verschlossen, die Verbindung, die äußere Nähe zum Verstorbenen unterbrochen. Jeder geht seines Weges mit seinen Gedanken.
Du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das aber ist das ewige Leben:
dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. (Joh. 17, 2-3)
Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind. (Joh. 17, 19).
Friedhofsruhe
• Natura morta: Das Leben steht still.
• Die Sache ist abgeschlossen, nichts wird mehr nachgetragen. Die Sache ist abgeschlossen, nicht das Leben.
• Frieden ist gemacht, bleischwere Gedanken sind abgefallen.
Wir beten um den Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor Gott, der uns nach der Wahrheit streben lässt, die heil macht und ewiges Leben schenkt.
Wir beten für die Verstorbenen, dass sie die Herrlichkeit Christi sehen.
Wir beten für uns, dass unser Glaube an die Botschaft des Heiles wachse.
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